DATUM: Donnerstag, 23. Mai 2024
UHRZEIT: 00:00 Uhr
Gegenkulturkonferenz
Günther Marchner
- Do, 23. Mai 2024 – Abends Die Politologin und Journalistin Natascha Strobl startet mit ihrem Impuls „Die Neue Rechte als Gegenkultur zum liberalen Europa“: Die „Neue Rechte“, ausgehend von Frankreich in den 1960er Jahren und mit rascher Verbreitung in den deutschsprachigen Ländern, versteht sich als gegenkulturelle Elite zum dekadenten Westen und tritt für eine Erneuerung Europas im völkisch-nationalen Sinne ein. Sie sucht Anschluss und Einflussmöglichkeiten in der Mitte der Gesellschaft und nutzt dafür gesellschaftliche Krisen. Dies mit neuer Sprache und neuen Konzepten, wie die Begriffe „Metapolitik“ oder „Ethnopluralismus“ der „Identitären Bewegung“ zeigen. Eine musikalischen Kontrapunkt als Nachbetreuung des Dialogs bietet der Gipsy-Swing-Jazz des Paganin-Soatn-Quartetts.
- Do, 24. Mai 2024: Die Kulturwissenschafterin und Künstlerin Sandra Chatterchee gibt einen Einblick „Die 200jährige Gegenkultur des antikolonialen Widerstandes“. Seit Beginn der kolonialen Herrschaft in Asien und Afrika gibt es auch eine Geschichte von kulturellen und politischen Gegenentwürfen zur Befreiung und Erneuerung der kolonialisierten Gesellschaften. Diese gut 200 Jahre alte Kritik am „Westen“ hat bedeutende Intellektuelle hergebracht, wie zum Beispiel den Inder Rabindranath Tagore (ersten asiatischen Nobelpreisträger für Literatur), als auch Führungspersönlichkeiten nationaler Befreiungsbewegungen wie Hồ Chí Minh, Mao Zedong oder Mohandas Karamchand Gandhi – und letztlich auch Vordenker für eine Erneuerung muslimischer Gesellschaften bis hin zu islamistischen Stömungen. Den musikalischen Kontrapunkt zum Impuls bietet eine lokale eigensinnige wie widerständige Volksmusikgruppe.
- Mai 2024: Die Historiker Edi Gugenberger und Roman Schweidlenka, in den 1990er Jahren bekannt geworden u.a. durch Ihre Publikation „Mutter Erde, Magie und Politik“ erzählen ihre Geschichte der Gegenkultur in den USA, Westeuropa – und Österreich: Über die „Beat“-Generation und Hippie-Bewegung der 1960er Jahren und ihren Wurzeln, über die Alternativ- und Aussteigerkultur der 1970er und 1980er Jahre, über ihre Wirkungen und Folgen. Der Abend schließt mit musikalischer Erinnerung und Nostalgie: Mit klassischen Protestliedern des bewährten Duos Anton Burger und Edi Gugenberger.
Abschluss am Sonntagvormittag
- Mai 2024: Ein öffentliche Abschlussmatinee am letzten Vormittag widmet sich der Frage: „Was hat das Thema Gegenkultur mit dem Salzkammergut und seiner Geschichte und Gegenwart zu tun?“
Unkonventionell. Gegen den Mainstream. Gegen-Kultur. Gegen die da oben? Denkt man im Kontext des Salzkammergutes an diesen Begriff, so fällt einem Naheliegendes ein: Eigenständig. Eigensinnig. Widerständig. Gegenkultur? Dies betrifft auch die Geschichte der Region, zum Beispiel die Geschichte einer regionalen Arbeiterkultur, die in Opposition und Widerstand zum Nationalsozialismus geriet. Es betrifft die Betonung des Besonderen und Eigenständigen der Region. Es betrifft Jugendkulturen und Kulturinitiativen, die sich einen Platz für eine andere/eigene Kultur erkämpf(t)en. Oder den Widerstand gegen den rasenden Wahnsinn einer aus den Fugen geratenen Wachstums- und Zivilisationsentwicklung, der sich in verschiedenen Formen des Aussteigertums und des Rückzugs äußert: als Flucht auf das Land oder als Rückzug auf heile Inseln und in geschlossene Communities. Es betrifft eigenständige Musikkulturen und literarische Experimente jenseits des Mainstreams der Musikindustrie, deren Protagonisten ihre eigenen künstlerischen und musikalischen Ausdrucksformen finden – vom Underground bis zur Volksmusik. Nicht zuletzt ist aber auch eine kritische Besinnung erforderlich: Kritik und Opposition gegen Eliten und gegen die „Mächtigen“ wird im wachsendem Ausmaß von rechten Ideologen, von rechten und rechtspopulistischen Parteien gekapert und vereinnahmt: Dort, wo „das Volk“ zur „Gegenkultur“ gegen die Mächtigen und gegen eine moderne offene und liberale Gesellschaft wird.
Die von Günther Marchner und Alma Maria Coco Bayer organisierte und betreute „Spurensuche“ zur „Gegenkultur“ bewegt sich nicht allein im klassisch verorteten künstlerische Szenen, Lebensstilen und Gemeinschaften in Opposition zum Mainstream der Gesellschaften in den USA und Europa. „UnConvention“ erweitert die Suche auch auf andere wichtige Strömungen von hoher Aktualität.
Das viertägige Programm von „UnConvention“ zwischen 23. Und 26. Mai 2024 lädt einerseits Künstler:innen zur Auseinandersetzung ein und lädt andererseits zu Workshops und öffentlichen Vorträgen mit musikalischer Umrahmung.